Weil Pesto essen ja alle…
Bärlauch, oh Bärlauch! Der duftende Cousin von Zwiebel und Knoblauch schiesst momentan landauf landab in rauen Mengen an feuchtschattigen Stellen der Laubwälder aus den Böden. Bereits Ende Februar habe ich beim Waldspaziergang die ersten Vorboten der warmen Jahreszeit erspäht. Und wenn es sich der Bärlauch erst einmal gemütlich gemacht hat, dann tritt er massenweise auf und bedeckt ganze Hügel oder Waldabschnitte. Ernten lässt er sich bis etwa Mitte Mai, danach ist erstmal Schluss bis im kommenden Jahr. Glücklich dann, wer eine hausgemachte Bärlauchbutter im Tiefkühlfach sein Eigen nennt…
Viele denken ja, nur die Blätter von Bärlauch seien essbar. Mindestens genauso gut aber schmecken zum Beispiel die zartweissen, leicht süsslichen Blüten, welche in wenigen Wochen ihre Knospen öffnen werden. Sie überleben die Saison am besten, wenn man sie in flüssigem Waldhonig einlegt und später zu Frisch- und Halbhartkäse kombiniert. Mein Rezept dazu aus dem letzten Jahr findet ihr hier.
Diesen Frühling nun habe ich mich auf ein Experiment eingelassen, von dem ich vorab nicht wusste, ob es wunschgemäss funktionieren würde. Bewaffnet mit Schaufel und Gabel bin ich am vergangenen Sonntagnachmittag zu meinen wohl gehüteten Bärlauchgründen gefahren und habe in der feuchten Walderde nach Wurzeln gebuddelt. Und siehe da, ein erster Geschmackstest vor Ort bestätigt: auch die Würzelchen dieses zarten Pflänzchens sind essbar. Wie die meisten Wurzeln sind sie besonders wirkstoffhaltig und schmecken recht intensiv. Sie erinnern geschmacklich noch mehr an Knoblauch als die grünen Blätter, weisen aber auch eine leicht zwiebelartige Aromatik auf. Hochspannend!
Wieder daheim in der Küche habe ich sie nach gründlichem Waschvorgang in kochendem Wasser einige Sekunden blanchiert. Das macht sie verträglicher, milder, nimmt ihnen die Bitterstoffe und sorgt dafür, dass sie beim anschliessenden Frittieren schneller gar werden. In luftigem Tempurateig ausgebacken und mit einem leichten Honig-Dip serviert offenbart dieses einfache und ehrliche Gericht ungeahnte kulinarische Höhenflüge!
Bevor jetzt aber alle zu Gärtnern des Waldes werden: bitte nicht gleich alle ausbuddeln, sonst gehört der Bärlauch bald zu den gefährdeten Arten. Auch wenn es nach unendlich viel aussieht: die Bärlauch-Liebhaber werden mehr und mehr. Und wenn wir alles ausgraben, was soll dann im kommenden Jahr noch wachsen? Weiterlesen