Tag Archives: Indien

Behind the scenes @ Taj Coromandel

13 Sept

Indisch as indisch can be

Nach bald einer Woche Indien kriege ich mittlerweile die gelbe Currysauce unter meinen Fingernägeln kaum mehr weg. Und ja, bald ist er leider vorbei, mein einwöchiger Indien-Aufenthalt im komplett reizüberflutenden, wenn auch trotzdem irgendwie liebenswerten Chaos von Chennai. Dieses wunderbare Land der Farben und Kontraste, mit seinen fröhlichen Menschen, prächtiger Natur und last, aber so was von not least, einzigartiger Aromenküche hat mich mehrfach zu tiefst berührt und bewegt.

Die wichtigsten Erkenntnisse, die ich aus meinem Aufenthalt hier nach Hause nehme:

  1. Wem Kühe nur in Form von auf den Punkt gebratenen Steaks heilig sind, der reise besser nicht nach Indien. Wenn aussen an Restaurants in grossen Lettern ein „non-veg“-Schild prangert, dann ist das schon irgendwie ungewöhnlich. Fleisch ist hier die Abweichung, nicht die Regel.
  2. Bleiben wir doch bei den Kühen. Die nämlich sind berechtigte Verkehrsteilnehmer in Indien und haben im Zweifelsfalle Vorrang. Das wissen auch die Kühe.
  3. Und wenn wir schon beim Verkehr sind.  Neue Verkehrsregeln gilt es hier zu akzeptieren. Erstens: Verkehr wird per Lautstärke geregelt. Größte Hupe = Vorfahrt. Fußgänger ohne Hupe = rennen. Und: Lastwagen haben immer Recht.
  4. Dasselbe Curry schmeckt immer anders. Einerseits von Lokal zu Lokal verschieden, andererseits aber verändert sich auch der Geschmack im selben Lokal. Von gestern auf heute.
  5. Ein Bus ist niemals voll. Es passen immer noch mehr Leute rein. Oder oben drauf.
  6. Der indian head wobble. Jeder der schon mal in Indien war, der kennt ihn. Ein seitlich wiegendes Kopfwackeln, das je nach Kontext komplett unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Entweder: Ja. Oder: okay, habe ich verstanden. Oder: macht doch nichts. Oder: keine Ahnung. Oder: kommt überhaupt nicht in Frage, aber das werde ich dir nicht auf die Nase binden. Je schneller der Kopf wackelt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass etwas verstanden und positiv beschieden wurde. Die Geste ist so nützlich und ansteckend, dass ich sie sofort selbst ins Repertoire aufgenommen habe.

Einen der in kulinarischer Hinsicht inspirierendsten und für das Kennenlernen der hiesigen Küche aufschlussreichsten Momente hatte ich gestern während meinem Lunch im ehrwürdigen Taj Coromandel Hotel. Die Taj-Hotelkette ist mit über 120 Ablegern die grösste Luxus-Hotelkette in Indien. Ein Blick hinter die Kulissen des hochgelobten, hoteleigenen Southern Spice Restaurants schien mir daher das Non-Plus-Ultra meiner kulinarischen Entdeckungsreise hier.

Zugegeben, es hat einiges an Überzeugungsarbeit gebraucht, um das Management-Team davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee wäre, einen dahergelaufenen Schweizer in die heiligen Hallen ihrer Küche zu lassen. Aber wieder einmal zeigt sich, dass sich Hartnäckigkeit und der Abschluss einer Schweizer Hotelfachschule ausbezahlen und so manche Türen öffnen. Als ich mit zittrigen Knien vor den Hoteltoren stand und auf den Eingang zu spaziert bin, fühlte ich mich, als würde ich zum Mond starten… Weiterlesen

Thali – ein köstliches Durcheinander

11 Sept

…oder weshalb ein zweiter Magen Sinn macht.

Ich stehe zufrieden an einer Strassenecke im Stadtbezirk Mylapore neben einem gelben Rikscha-Taxi. Ein gestresster Radfahrer rempelt mich an, vorbeigehende Fussgänger drücken sich durch, links und rechts wird gehupt wie verrückt. Ich ignoriere allesamt, da ich mitten in einer Mahlzeit stecke. Eine stechende Mischung aus Staub, Abgasen und Weihrauch inhalierend schliesse ich die Augen, um eine Überdosis von visuellen Reizen zu vermeiden. Meine Finger streicheln den weissen, zarten idli in meiner Hand, ein gedämpfter, schwamm-ähnlicher Reiskuchen, welchen ich genüsslich in Kokosnuss-Chutney tunke und ein herzhaftes Stück abbeisse. Geschmack triumphiert über alle Sinne.

Für grossartige Sehenswürdigkeiten und Touristenmagneten war Chennai, welches bis 1996 noch Madras hiess, nie wirklich bekannt. Es hinkt bis heute hinter den Megametropolen Mumbai, Delhi und Kolkatta hinterher und wird von Touristen meist lediglich als Start- oder Endpunkt für die Reise an andere, beliebtere Destinationen genutzt.

Der wirkliche Reichtum dieser Stadt zeigt sich erst in seiner Küche, welche mit Ihrer breiten Palette von Gerichten aus Reis, Linsen und Hülsenfrüchten, stets mit einer Vielzahl von Gewürzen beladen, weit über die Bundesstaatsgrenzen hinaus bekannt ist. Chilis zum Frühstück? Gibt es. Und zwar in mit Kurkuma und anderen Gewürzen verfeinertem Teig ersäuft, knusprig in heissem Öl ausgebacken und im Anschluss mit nicht minder würzigen Chutneys serviert. Das Ganze nennt sich chili bajji und solche und andere Köstlichkeiten findet man hier an jeder Strassenecke.

Tatsächlich habe ich food-technisch in den wenigen Tagen hier schon einiges erlebt. Das Essen hier inspiriert, erstaunt, schockiert, erregt, entzückt und beeindruckt gleichermassen. Nur an die von mir heiss geliebten lassis habe ich mich bisher noch nicht gewagt. Ein zweischneidiges Schwert, denn bei Milchprodukten dieser Art (nicht abgekocht und ganztägig in der sengenden Sonne vor sich hin gärend) ist die Gefahr, sich irgendeinen Mist einzufangen, nicht zu unterschätzen. Und indischer Durchfall ist ein mieser Schweinehund. Wenn er kommt, dann hat man genau 10 Sekunden Zeit eine Toilette aufzusuchen, ansonsten hat man Pech gehabt.

Bei meiner umfangreichen Ess-Agenda in den kommenden Wochen habe ich daher wenig Lust das gesamte Projekt aufgrund eines unüberlegten „Spiel- und Bezahl“-Abenteuers zu gefährden… Weiterlesen

Incredible !ndia

8 Sept

Lost in a riot of colours and chaos

Indien also. Mein erster Stopp auf dieser kulinarischen Entdeckungsreise. Seit gut zwei Tagen bin ich hier und eines kann ich wohl schon jetzt mit Sicherheit sagen: Indien liebt man oder man hasst es. Ich selbst liege im Moment noch dazwischen.

Chennai ist ein Monster, ein friedliches aber. Und trotzdem – hier findet man alles: das Gute, das Böse und das Hässliche. Das ehemalige Madras liegt dank vernichtender Hitze, tosendem Verkehr und der Knappheit an Sehenswürdigkeiten bei den wenigsten Reisenden auf der Landkarte. Knapp 7 Millionen Menschen leben in diesem Wahnsinn. Keine Woche werde ich es hier aushalten – das waren meine ersten Gedanken nach dem gestrigen Tag. Die Stadt ist voll, laut, dreckig. Ich war schon an manchen Orten auf der Welt, aber etwas Vergleichbares habe ich noch nie erlebt.

Hier sieht man so ziemlich alles: Kühe schlafend, mitten auf der Strasse, Ziegenböcke, die ein Nickerchen in einem Fischerboot am Strand machen, pubertierende Teenies am Nagellack schnüffeln, Zungenmaler, lebensmüde Künstler, Mopedfahrer am SMS schreiben und Busse die buchstäblich aus allen Nähten platzen. Manchmal steht man vor einer Kreuzung und denkt sich, wie zum Teufel man wohl jemals heil auf die andere Strassenseite kommt. Aber mit Geduld und fleissigem Abgucken bei den Locals klappt fast alles irgendwie.

Einer der ersten und einschneidendsten Eindrücke bisher war meine gestrige Taxifahrt an eine Fischerbucht am südlichen Ende der Stadt. Einfach alles ist auf der Strasse: Kühe, Autos, Rikschas, Mopeds, Menschen. Aus drei Spuren werden fünf. Es herrscht Linksverkehr, gelegentlich auch Rechtsverkehr – da wo es sich anbietet. Wer nicht hupt, ist kein Inder! Und trotzdem: keiner regt sich auf. Alles laid back! Die Fahrt geht vorbei an einem heftig stinkenden Müllberg, mindestens einen Meter hoch aufgetürmt, zwei Meter breit, zehn Meter lang. Wehender Plastikmüll, Plastikflaschen, Essensreste, Unrat und allerlei Anderes. Daneben sitzt ein Mann im Staub. Und lächelt.

Natürlich kenne ich das Bild. Aus dem Fernsehen. Aus der Zeitung. Jetzt aber bin ich mittendrin. Und fahre im Taxi daran vorbei. Ein fast unerträglicher Schock, der mich beschämt und mir fast die Tränen in die Augen treibt. Und trotzdem zeigt es mir bereits am zweiten Tag meines Indien-Aufenthaltes: die Fröhlichkeit, die Furchtlosigkeit und der Lebenswille der indischen Menschen sucht wohl weltweit seinesgleichen.

Incredible India. Genau mit diesem Slogan versucht die indische Regierung für ihr Land zu werben. Wie passend…

Ein paar erste Snapshots findet ihr anbei. Bald dann gibt’s den ersten kulinarisch inspirierten Post 😉

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Auf kulinarischer Entdeckungsreise

3 Sept

Ich pack dann mal den Koffer…

So, ihr Lieben. Was sind eure Pläne für die kommenden Wochen?
Viel Arbeit, Alltag, Haushalt und grau in grauer Herbst da draussen?

Die virtuelle Welt des Bloggens ist ja voll mit kulinarischen Entdeckungsreisen jeglicher Form. Alleine schon wenn ich den Reader meiner WordPress-App öffne, flutet mich täglich ein Tsunami voller lukullischer Köstlichkeiten aus der ganzen Welt. Als notorischer Foodie und Nimmersatt schlummert daher schon seit längerem ein kühnes kulinarisches Vorhaben in mir. Mit Rucksack, Kohldampf und Laptop will ich durch Asien reisen, stets auf der Suche nach dem guten Geschmack. Immer der Nase nach. Immer offen für Neues. Immer mit Hunger für zehn.

Bisher lag es immer nur vor mir. Am kommenden Sonntag ist es nach mundwässernder Planung aber endlich so weit. Ein durchgeknalltes und gefrässiges Kulinarik-Abenteuer im gastronomischen Disneyland wartet auf mich. Während zweier Monaten reise ich durch insgesamt sechs asiatische Länder, stets mit dem klaren Ziel vor Augen: alles mitnehmen, alles aufsaugen!

Das klingt verrückt? Ich nenne es leidenschaftlich!

Die Reise beginnt in Indien und führt mich über Malaysia, China, Taiwan und Südkorea bis nach Japan. Needless to say – natürlich werden Straßenküchen, Märkte, Restaurants und Foto-Touren den Hauptteil der Reisezeit in Anspruch nehmen. Ganz klar: während dieser Reise steht weniger das Kennenlernen von Land, Kultur und Leuten im Vordergrund als der Wissensdurst und die Abenteuerlust meine Kochkunst zu verbessern und die Mysterien der Küche Asiens zu erforschen. Auf der Suche nach Inspiration und Innovation werde ich durch indische Gassen streifen, einem modernen Kolumbus gleich mir Unbekanntes in den Gartöpfen von Taiwans Nachtmärkten abkupfern, exotische Gaumenfreuden im fernen Korea probieren und die japanische Küche in all ihrer wunderbaren Seltsamkeit erforschen und mir unbekannte, interessante Trouvaillen nach Hause bringen. Einfach so. Für mich. Aus ureigenem Interesse an der Sache.

Aufgrund eines mehr oder minder sportlichen Zeitplans und meinem Hang zur Übertreibung, werde ich mich weitestgehend stationär in einer oder zwei Städten je Land aufhalten und von da die dortige Küche erkunden. Als Ausgangspunkt habe ich mir daher stets eine Stadt ausgesucht, welche ich dank Recherchen im Voraus als kulinarisch besonders reizvoll erachtet habe. Die kulinarische Hochburg sozusagen. Von da aus werde ich Fischerorte und Bergdörfer besuchen, die Millionen-Metropolen durchstreifen, auf Märkten feilschen und Zutaten verarbeiten. Ich werde Köche, Bauern und Foodblogger vor Ort kennenlernen, Ideen austauschen und mit ihnen kochen und essen! Ich will mich mit der Ernährungsweise der Region beschäftigen, mit der Esskultur und lokalen Gastronomie. Sehen, staunen, durchkosten.

In möglichst vielen Beiträgen werde ich versuchen, über meine Erfahrungen und Entdeckungen zu berichten und alle Hungrigen daheim fleissig mit Fotos und Beiträgen zu füttern. Ich freue mich über jeden, der virtuell meinen foodprints folgt und bei meinem KochReiseFotoTagebuch dabei sein will. In diesem Fall ist Facebook-liken natürlich ein Must!

Alles weitere liest sich dann hier… Weiterlesen