Tag Archives: Schweizer Küche

Scarpatscha

15 Okt

Hat jemand Kalorienbombe gesagt?

Scarpatscha? Hätte mich bis vor Kurzem jemand danach gefragt, so hätte ich wohl bloss ungläubig mit den Schultern gezuckt. In Marianne Kaltenbachs immer wieder gern als Nachtlektüre missbrauchten Standardwerk „Aus Schweizer Küchen“ bin ich dann kürzlich über dieses Rezept gestolpert.

Ihr kennt das bestimmt: es war eines dieser Rezepte, die man liest und sogleich Feuer und Flamme ist! Am liebsten würde man gleich den Kochlöffel schwingen und sich hinter den Herd stellen. Das hat insbesondere auch damit zu tun, dass ich zu Mangold (oder Krautstiel auf gut Schweizerisch) schon seit Kindestagen ein äusserst entspanntes Verhältnis pflege. Ja, wir beide mögen uns.

Krautstiel war wohl das erste Gemüse überhaupt, dass ich als Kind leidenschaftlich gerne gegessen habe. Es ist eine dieser typisch Schweizerischen Gemüsesorten, die fast jedermann kennt und gerne isst. Mit hüpfendem Herz erinnere ich mich an die Zubereitungsart meiner Oma, welche die knackigen, leicht nussig schmeckenden Stiele als Gratin unter einer daumenhoch dicken Schicht Béchamel versteckt zubereitet hat. Beim blossen Gedanken daran läuft mir schon wieder der Speichel aus den Mundwinkeln. Fett als Geschmacksträger und Lockstoff für wählerische Kinder hat eben schon damals funktioniert.

Scarpatscha schlägt in dieselbe Kerbe. Ein typisches Resteessen aus dem Bündner Albulatal, welches altbackenes Brot mit Krautstiel, Lauch, Bergkäse und Eiern zu einer simplen, aber geschmacklich hochstehenden Kreation kombiniert. Die Zubereitung ist völlig simpel und Allüren. Allerdings: wie so manches Gericht aus kargen Bergregionen, deckt es nicht nur den Kalorienbedarf des laufenden, sondern gleich auch noch jenen des nächsten Tages ab. Zur kalten Jahreszeit ja nichts ungewöhnliches, wenn der Zeiger der Waage gnadenlos nach rechts wandert.

Aber wie sagt man so schön: ohne Fett ist das Leben nur halb so nett. Also: herzhaft zubeissen! Und wenn gerade niemand hinschaut, darf man ruhig auch noch ein Stückchen Butter unterheben. Schliesslich steht ein langer, harter Winter vor der Türe… Weiterlesen

Risotto au Vacherin Mont d’Or mit Bündnerfleisch-Gremolata

30 Jan

Von wegen asiatisch

Gereist sind wir alle schon. Die einen mehr, die anderen weniger. Die einen weiter und ferner, die anderen blieben lieber in der Nähe.

Ich selbst durfte im vergangenen Herbst eine zweimonatige Reise durch sechs asiatische Länder unternehmen und auf diesem Blog im Sinne kulinarischer Urlaubslektüre fleissig berichten. Die Erweiterung meines kulinarischen Horizontes stand dabei ausschliesslich und stets im Vordergrund. Ich wollte sehen, staunen, spüren, riechen und vor allem schmecken wie am anderen Ende der Welt gekocht wird.

Dass sich mein Kochstil dadurch weiterentwickeln würde, war klar. Dass er sich grundlegend verändert, eher undenkbar. Um bleibenden Einfluss zu haben, muss eine Koch- und Esskultur länger wirken, als eine Urlaubsreise dauert. Und trotzdem: bei meiner Rückkehr war mein Kopf –und nebenbei auch mein Vorratsschrank- übervoll gepackt mit Ideen und Inspirationen, mit Kreationen und Kapriolen.

Umso mehr erstaunt es, dass ich in den mittlerweile drei Monaten seit ich wieder daheim bin, kaum mehr asiatisch gekocht habe. Dann und wann habe ich experimentiert, habe mit Tütchen und Gläsern voller unbekannter Pülverchen und Flüssigkeiten herumgespielt und das eine oder andere Gericht nach- oder neugekocht. Seit hier aber die kalte Jahreszeit Einzug gehalten hat, schreit mein Magen nahezu ständig und ausnahmslos nach guter, alter alpenländischer oder bestenfalls mediterraner Alltagsküche.

So bereichern Deftiges wie Käse, Eier, Brot und Wurstwaren, in liebevoller Fürsorge um den Pirelli-Ring um meinen Bauch stets herzhaft mit Rahm und Butter kombiniert, zur Zeit meinen Speiseplan wie selten zuvor.

Selten seltsam, hat mich doch die asiatische Küche und deren Vielfältigkeit zutiefst begeistert. Und beim Blick aus dem Fenster, dem Lenz da draussen direkt in die Augen, bezweifle ich langsam auch, dass es an der vermeintlich „kalten“ Jahreszeit liegt.

Nun denn… während ich noch eine Weile darüber nachdenke, haue ich euch mal wieder ein Rezept um die Ohren – gut Schweizerisch eben, denn so will es mein Hunger… Weiterlesen

Waadtländer Empanadas

17 Jan

Über den Tellerrand…

Ungläubig blicke ich auf den Kalender und stelle fest, dass das neue Jahr bereits schon wieder einen halben Monat alt ist. Die letzten Wochen waren irgendwie richtig relaxed und gleichzeitig saumässig busy: blogtechnische Funkstille das logische Resultat daraus.

Mittlerweile bin ich halbwegs im 2015 angekommen – und werde das Bauchgefühl nicht los, dass es ein gutes Jahr werden könnte! Natürlich auch in kulinarischer Hinsicht. Da ist im neuen Jahr nämlich einiges ganz gross im Anrollen. Wagen wir doch gemeinsam einen Blick über den Tellerrand 2015.

Aber Vorsicht: das könnte länger dauern… Weiterlesen

Omas Osterkuchen

7 Apr

#100: Ich.kann.es.kaum.fassen!

Dies ist mein Blogpost No. 100! Einhundert!
Durchaus ein kleiner Meilenstein in meinem Bloggerdasein.

Wie ich selbst erst vor einigen Tagen erstaunt feststellen durfte, habe ich es in einem Jahr und rund 7 Monaten seit dem Spatenstich auf imposante 99 Beiträge geschafft. Keine Ahnung, ob das nun viel ist oder nicht? Andere Blogger schaffen diese Zahl vermutlich in wenigen Monaten, aber ein bisschen Stolz schwelgt trotzdem in meiner Brust.

Die einen machen hundert Sit-Ups, ich schreibe halt hundert Beiträge. Und ich schreibe sie immer noch mit der selben Leidenschaft wie damals, als ich meine ersten Gehversuche in der Bloggerwelt machen durfte.

Wie gut passt es da, dass ich vor einigen Wochen unabhängig zweimal für den „Liebster Blog Award“ nominiert wurde und mich natürlich extremst gebauchpinselt gefühlt habe. Obwohl – insgeheim hatte ich eigentlich gehofft, dass dieser Kelch an mir vorbei zieht. Gegen Kettenreaktionen dieser Art hege ich normalerweise einen gesunden Widerstand.
In dem Fall aber ist Widerstand zweckmässig.

Ziel des Awards ist es nämlich, neue oder noch unbekanntere Blogs vorzustellen, die einem persönlich gut gefallen. In der Regel gibt man den Award an 11 Blogger samt 11 zu beantwortenden Fragen weiter, die noch unter 200 Follower haben. Durch die Fragen gibt man den Bloggern ein Stück weit auch ein persönliches Profil und lernt so einiges über die Charakter hinter den kulinarischen Kulissen der Posts, die man ja so gerne liest.

In den Kreis der Erlauchten aufgenommen wurde ich von der lieben Natalie vom Blog essen und l(i)eben und von der Kandiskatze, deren Blog ich auf diesem Weg kennenlernen durfte.

Voilà: und hiermit liefere ich nun die Antworten auf die mir gestellten Fragen:

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Gruyère-Wein-Süppchen

4 Feb

Schweizerisches Erfolgsrezept

Gestern, Montagabend, der Klassiker: in der Küche ein schönes Süppchen ziehen. Dazwischen meditatives Staubsaugen und eine erste Trommel Schmutzwäsche anschmeissen. Anschliessend Füsse hoch und andächtig das genüssliche Süppchen schlürfen. Nebenbei gedankenversunken durch die am Vortag nicht gelesene Sonntagszeitung blättern und sich Löffelchen um Löffelchen schlürfend über das Weltgeschehen informieren.

Die Stilrichtung meiner Montagssuppe hängt meist davon ab, was der Kühlschrank gerade hergibt. Schliesslich kann man mit etwas Geschick und Kreativität beinahe alles in eine Suppe verwandeln. Das Gruyère-Wein-Süppchen habe ich mir bei einer betagten Dame abgeschaut, welche hierzulande so ziemlich jeder kennt, der schon mal einen Kochlöffel in der Hand hatte: Betty Bossi.

Frölein Bossi hat eine beeindruckende Karriere hinter sich und ich wage kühn zu behaupten, dass es keinen Schweizer Haushalt gibt, in dem nicht mindestens ein Betti-Bossi-Kochbuch in irgendeinem Regal oder einer Schublade zu finden ist. Trotz ihrer Biederkeit – oder gerade deswegen! Die gute Dame trägt viele Namen: Köchin der Nation, Mutter Helvetia der Kochtöpfe, Miss Schweiz der Pfannen und Löffel. Der Begriff steht hierzulande für die wohl erfolgreichste Marketingkampagne ever! Denn eine Frau namens Betty Bossi hat es niemals gegeben.

Mitte der 1950er-Jahre tauchte der Name zum ersten Mal auf. Eine Kunstfigur. Der damals zeitgemässe Prototyp der modernen Hausfrau, die stets eine Antwort darauf hatte, was heute gekocht werden soll. Die erste «Betty Bossi Post» erschien am 1. April 1956 in Deutsch und Französisch und präsentierte sich als beidseitig bedruckte Zeitungsseite, die allerlei Koch- und Haushaltstipps für Desperate Housewives enthielt. Bald darauf wurde die Zeitung umfangreicher und nahm es sich zum Ziel zunehmends das komplette Lebensspektrum der modernen Hausfrau abzudecken. Mit einem Briefkasten für Fragen und Antworten zu Küche und Haushalt, Mundartgeschichten, Strickanleitungen und Kreuzworträtseln. Der Siegeszug war nicht mehr aufzuhalten. Weiterlesen

Bierbrezel-Fondue

11 Jan

Klassiker re-reloaded

Die Woche war ja irgendwie schon komisch, nicht? Der Blick aus dem Fenster hat mich eher an aufkommende Frühlingsgefühle als an kuschelig-warme Winternächte vor dem Kamin erinnert. Da draussen zwitscherten die Vögel, von Winter Wonderland keine Spur, alles in Grün und einige Bäume und Sträucher knospen doch tatsächlich schon!

Zwar soll es Menschen geben, die sich auch im Hochsommer bei brütender Hitze um ein Fondue-Caquelon scharen und auf Gabeln aufgespiesste Brotwürfel in geschmolzenem Käse versenken. Doch da lehne ich dankend ab. Für mich gehört Käsefondue zum Winter wie das Amen in die Kirche. Nun denn, zumindest auf dem Papier ist es ja Winter…

Wenn es um das Schweizer Nationalgericht schlechthin geht, dann bin ich ja bekanntermassen kein puristischer Spiessgeselle und lasse mich auch gerne mal auf ein Experiment ein. Das hat das letztjährige Cheeseburger Fondue ganz formidabel vorgemacht. Im neuen Jahr versuchen wir uns nun an einer Variante mit – ich nenn das mal leicht bayrischem Einschlag.

Feine Speckwürfeli werden zunächst in der Pfanne angezogen und knusprig gebraten, bevor sich etwas Knoblauch und die obligate Käsemischung nach Art des Hauses dazugesellt. Getränkt wird das Ganze, anstatt klassisch mit Weisswein, mit bronzenem Amberbier, was dem Fondue ein herrlich würziges, leicht süssliches Aroma verpasst. Abgerundet wird die Geschichte indem anstelle von Weissbrot krosse Laugenbrezen den Weg auf den Tisch finden.

Zum Schluss noch eine Messerspitze Natron – das schäumt das Fondue schön auf, macht es fluffig und sorgt für bessere Verdauung. Aber bitte: nur eine Messerspitze voll, ansonsten dürft ihr „hueregopfertammisiech!“ die ganze Sauerei wegputzen!

Und übrigens: getrunken wird dazu natürlich unter gar keinen Umständen Weisswein, sondern -wie könnte es auch anders sein- Bier!
Proscht und en Guete! Weiterlesen