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Reh-Ceviche auf Randencarpaccio

26 Sept

Weil wieder Herbst ist…

Essen und Trinken ist immer auch Erinnerung. Ein spezieller Geruch, eine besonders gut mundende Gaumenfreude, eine ungewöhnliche Zubereitungsart: die Nahrung, die wir zu uns nehmen, ist stets auch eine Rückblende, ein kulinarisches Andenken und gedankliches Souvenir.

Was wir schon als Kinder gemocht haben, schmeckt uns daher meist ein Leben lang. Und gerade deshalb finde ich es besonders schön, wenn mit dem Kochen Erinnerungen an bereits Erlebtes zurückkommen. So auch bei diesem Gericht hier: Ceviche.

Wir vergessen Geburtstage, verlegen Schlüssel oder haben einen Knoten im Hirn, wenn es darum geht, sich die Hauptstädte von fremden Ländern zu merken. Heute gelernt, morgen vergessen. Und dann gibt es diese Dinge, die man ein Leben lang nicht mehr vergisst…

Ich kann mich noch gut an mein allererstes Ceviche erinnern. Wir schreiben das Jahr 2006 und ich befinde mich gerade auf einer neunmonatigen Sprachreise durch Südamerika. Damals, vor über 10 Jahren, war die lateinamerikanische Küche hierzulande noch nahezu unbekannt. Da hat sich zum Glück in der Zwischenzeit einiges getan,  sprechen doch mittlerweile alle von den neuen Foodtrends aus Peru & Co.

Am Strand von San Clemente an der Pazifikküste Ecuadors habe ich dann zum ersten Mal dieses seltsame Gericht probiert. See-wie-tzsche?
Alle, wirklich ausnahmslos alle, haben davon geschwärmt! Roher Fisch wird mit Chili, Zwiebeln und Koriandergrün kalt in Limettensaft gegart.
Das kulinarische Aushängeschild eines ganzen Landes.
Ganz ehrlich: für mich klang das erstmal ziemlich seltsam…

Mutig und schon damals keineswegs wählerisch, habe ich probiert…
Und war begeistert!
Süß, sauer, scharf und kühl, knusprig, mollig, herrlich fett – eine echte Bereicherung für den Gaumen. Das war großartig balanciertes Essen, ganz und gar fremd und doch irgendwie vertraut. Zwar kalt gegart, aber trotzdem ein ganz heisses Ding. Ich war sofort süchtig! Weiterlesen

Jägerspiess vom Sommer-Rehbock mit Konfi-Butter

18 Aug

Auf der Pirsch nach gutem Geschmack

Wie jetzt? Wild im Sommer?

Genau das habe ich mich anfänglich auch gefragt und nicht schlecht gestaunt, als vor drei Wochen in unserer Dorfzeitung auf die aktuelle Jagdsaison hingewiesen wurde. Zwar gipfelt die Wildjagd jeweils in den Herbstmonaten in ihrem Höhepunkt, tatsächlich musste ich mich aber belehren lassen, dass anscheinend das ganze Jahr über, zwecks Regulierung der Populationen, in hiesigen Wäldern gejagt wird.

Der Ausdruck „hiesige Wälder“ erfährt hier indes eine ganz andere Bedeutung. Wie oft hat man schon Gelegenheit Frischfleisch vom Sommerbock zu ergattern, der erst vor einigen Tagen noch vergnügt im Nachbarswald umhergehüpft ist. An einem Dienstag beim Jäger des Vertrauens abgeholt, zeigt mir die Datierung auf der Etikette, dass mein Bambi am Tag davor erst verpackt wurde und der Schütze selbst weist stolz darauf hin, dass er das Tier erst vor einigen Tagen erlegt hat.

Ich sag euch, mein Kochherz hat Luftsprünge gemacht, als hätte man selbst nach mir geschossen!

Solches Wildbret ist natürlich eine ganz besondere Delikatesse. Es ist fettarm, leicht bekömmlich und natürlich Bio-Qualität, stammt es doch aus natürlicher Umgebung. Ausserdem ist es komplett frei von fiesen Substanzen wie künstlichen Hormonen oder Antibiotika, ist das Reh doch bekanntlich ein Vegetarier und ernährt sich insbesondere im Sommer, wenn alles spriesst und blüht, von gesunden Kräutern und den aromatischen Rinden der Bäume.

Für mich und meinen Teller heisst das: kein Haltungs- oder Schlachtstress, eine sehr hohe Fleischqualität und somit ein Geschmackserlebnis der puren Extraklasse. Wer sich im Sommer lieber von Discounterfleisch und marinierten Tankstellensteaks ernährt, der soll sein einträgliches Beuteschema von mir aus gerne bewahren – so bleibt mehr für mich!

Schliesslich mag ich es ja beim Grillen bekanntlicherweise eher extravagant – insofern: let’s take a walk on the wild side! Weiterlesen

Red Hot Chili Muffins

5 Okt

Immer schön anfeuern

Da ist sie wieder, die schönste Zeit des Jahres: das Chili-Erntedankfest.

Die erste Tranche habe ich am Freitag grosszügig abgeerntet. Eine zweite dürfte wohl demnächst folgen. Piment d’Espelette und Chile Serrano sind die Pioniere der diesjährigen Ernte. Da Sommer und Sonne im 2013 leider aber ziemlich lange auf sich warten liessen, haben die Pflänzchen erst relativ spät mit der Blüte begonnen. Über die drei Wochen Dauerhitze im August bei rund 30°C haben sie sich dann aber sichtlich gefreut.

Fazit: aktuell bevölkern Hundertscharen von scharfen Schoten meine acht Pflanzen im Garten. Über so viel Ertrag durfte ich mich in den fünf Jahren Chili-Anbau noch nie erfreuen. Einzig fahler Beigeschmack: momentan präsentiert sich das Gros der kleinen Scharfmacher noch in leuchtend-prallem Grün. Kein Problem für Jalapeños, Serranos und Konsorten. Schon eher problematisch bei Habanero, Cayenne und Co. Die schmecken so nämlich nicht.

Nun denn. Gerüchten zufolge verspricht uns Petrus ja einen vorzüglichen Altweibersommer. Das sollte meine Liebsten noch zusätzlich anfeuern. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr. Aber bis dahin feuere ich mal wieder den Ofen ein und wage mich -Achtung festhalten- zum ersten Mal überhaupt ans Backen von Muffins.

Rein optisch zwar formidabel missglückt, erinnern sie mehr an Brötchen als an das, was sie eigentlich sein sollten. Ob’s an meiner Muffin-Jungfräulichkeit, dem Teig oder den billigen Muffin-Förmchen aus dem Supermarkt lag? So oder so. Geschmeckt haben sie vorzüglich.

Und weil der liebe Herbst (hallo übrigens!) nebst heissen Chilis noch mit allerlei weiteren Leckereien auftrumpft, habe ich meine Red Hot Chili Muffins heute mal mit frischen Pfifferlingen kombiniert. Hierzulande besser bekannt als der gemeine Eierschwamm. Ganz schön heiss! Weiterlesen