Halb Asien auf einer Insel
Penang vor der Küste Malaysias, Unesco-Weltkulturerbe und Schmelztiegel verschiedenster Ethnien aus ganz Asien, ist ein kulturhistorisch wahrlich einzigartiger Ort. Hier leben Religionen und Kulturen in einer beeindruckenden Harmonie nebeneinander, wie sich wohl noch so mancher Ort auf der übrigen Welt ein dickes Stück davon abschneiden könnte. In ein und der selben Strasse findet man einen buddhistischen und einen Hindu-Tempel gleich neben einer anglikanischen Kirche und einer Moschee. Wo auf der Welt gibt’s denn sowas?
Aber machen wir uns nichts vor: das Unesco-Welterbe ist bloss ein Vorwand, um nach Penang zu reisen. Denn eigentlich kommen alle wegen des Essens. Hier hat sich ein Ort grandioser kulinarischer Diversität entwickelt, ein wahres Paradies des guten Essens. Als relativ junge, erst gerade mal seit 300 Jahren besiedelte Insel profitiert die Küche hier von den vielen Einwanderer und punktet mit gastronomischen Einflüssen aus China, Thailand, Indien und natürlich Malaysia selbst – quasi halb Asien auf einer Insel vereint. Nicht umsonst wird Penang gerne als die kulinarische Hauptstadt Malaysias bezeichnet. Hier auf der Insel gibt es ein gängiges Sprichwort: „chiak si hock“ – übersetzt in etwa: „Essen bringt Wohlstand“.
Und tatsächlich die Penanger sind extrem stolz auf ihr Essen, welches sich hauptsächlich auf der Strasse in den sogenannten hawker stalls abspielt. Ich selbst bin zwar erst seit Montag hier, aber bereits ein einziger Nachmittag im Herzen George Towns, dem Zentrum Penangs, reicht aus, um den hohen Stellenwert der hiesigen Kochkunst zu erkennen.
Essen ist hier Volkssport und Gesprächsthema Nummer eins unter den Locals. Es wird ständig und überall diskutiert, welche Speisen wo und an welchem Stand zu welcher Tageszeit oder an welchem Wochentag besonders gut schmecken. Danach folgen Tipps, welche Speisen an diesem Stand besonders gut sind, welche man lieber woanders und welche am nächsten Tag essen sollte. Diese Tipps gilt es alsgleich zu notieren, denn Namen haben die meisten Hawker-Food-Stände nämlich keine. Sie werden einfach nach den Straßenkreuzungen, Geschäften, vor denen sie stehen, Uhrzeiten, zu denen sie kochen sowie dem Alter und äusseren Erscheinungsbild ihrer Inhaber/innen beschrieben.
Es kann sein, dass man an einem Stand dank Schlangen von Wartenden eine oder auch zwei Stunden ansteht. Und Gerüchten zufolge sollen regelmässig Gourmets aus der Hauptstadt Kuala Lumpur, ja sogar Singapur, die vierstündige Autofahrt auf sich nehmen, um eine Schale der berühmt-berüchtigten lokalen assam laksa zu kosten. Die vielgerühmte Nudelsuppe mit dicken Reisnudeln und Tamarinde wird mit zerpflückten Makrelenstückchen, frischer Ananas, Gurke, Schalotten, Chili, Minze und den in feine Streifen geschnittenen rosa Blüten einer Ingwerart serviert.
Ein Löffel belacan (vergorene Shrimppaste, die Geheimwaffe der hiesigen Küche!) sorgt für den gewissen Extra-Kick!
Und schon ist man dem Himmel ein Stückchen näher. Aber Vorsicht: das Zeugs macht vollkommen süchtig… Weiterlesen →
Schlagwörter: Malaysia, Penang